Unrechtmäßige Entfernung von Taubennestern im Westringtunnel Ulm

Die Küken werden durch Tierschützer vor dem Tod durch einschließen, bzw. Tötung durch Hochdruckreiniger gerettet. | Freie-Pressemitteilungen.de

In den Nächten vom 21. Mai bis 25. Mai 2024 kam es, im Auftrag von Herr Timo Roth von der Stadt Ulm, erneut zu Vorkommnissen im Westringtunnel, die erheblichen gesetzlichen und tierschutzrechtlichen Bedenken aufwerfen.
Ähnlich wie bereits im Zeitraum vom 28. November bis 2. Dezember 2022 wurden Wartungsarbeiten durchgeführt, die die Entfernung von Taubennestern beinhalteten. Trotz mehrfacher Hinweise auf gesetzliche Bestimmungen und bestehender mündlicher, sowie mündlicher Absprachen und Anfragen unsererseits im Vorraus(mehrere Monate vorher) wurde auch diesmal keine Zusammenarbeit mit Tierschützern angestrebt.
Durch aufmerksame, engagierte Vereinsmitglieder und externe Tierschützer konnten erneut Küken und Eier gesichert und Adoptiveltern zum aufziehen gegeben werden.

Hintergrund

Während der nächtlichen Sperrungen im Westringtunnel wurden umfangreiche Wartungsarbeiten an der Tunnelbeleuchtung und der Tunneltechnik durchgeführt sowie der Taubenschutz ergänzt.
Bereits im November und Dezember 2022 war die Arbeitsgruppe Stadttaubenhilfe Ulm über die illegale Entfernung von Taubennestern besorgt und hatte auf die Rechtswidrigkeit solcher Maßnahmen hingewiesen.
Letztendlich durften letztes Mal dann doch Tierschützer der 'Arbeitsgruppe Stadttauben Ulm e.V.', der 'Fliegenden Schönheiten Wuppertal e.V.' und der 'Tiernothilfe Essen' in den Tunnel und mit der Hebebühne die Küken aus den Nestern sichern und sie Adoptivtauben unterschieben.

Damals wurde die Chance verpasst, die kompletten Kabelkanäle zu vergittern, sondern nur ein kleiner Teil wurde für die Tauben unzugänglich gemacht. Dies führte dazu, dass die Maßnahmen ins Leere liefen, da die Tauben ihre Nester einfach wenige Meter weiter im Tunnel bauten.
Dadurch hat sich das Problem verschärft, weil die Tauben ihre Nester an andere Stellen verlagerten und vermehrt im Straßenverkehr umherflogen. Dies kann insbesondere in Verbindung mit LKWs, deren Fahrer sehr hoch sitzen, zu Unfällen führen, wenn die aufgeschreckten Tiere in den Fahrbereich geraten.

Mögliche Lösungsansätze

Um solche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden, wäre es sinnvoll, in der Nähe des Westringtunnels ein Taubenhaus zu errichten und alle Nistmöglichkeiten im Tunnel zu vergittern. Ein solches Taubenhaus würde den Tauben einen sicheren Rückzugsort bieten und ihre Vermehrung kontrollieren. Zudem könnten gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Population der Stadttauben zu regulieren und ihre Ausbreitung zu kontrollieren.

Auch dieses Mal wurde diese Chance verpasst, denn auch dieses Mal wurden nur wenige Meter vergittert. Die Stadt hat das Taubenproblem damit nicht gelöst , sondern nur verschärft, da die Nester nun weiter im Tunnel sind.
Trotz mündlicher Absprache letztes Mal, sowie schriftlicher Zusage von Herr Roth wurde der Verein nicht im Vorraus informiert und für die Rettung hinzugezogen.
Von der Aktion haben wir durch Zufall erfahren. Die Anwesenden Arbeiter waren einer Zusammenarbeit sehr ablehnend und haben uns erst am 2. Tag der Arbeiten in den Tunnel gelassen.

Bisher gab es von der Stadt Ulm keine Zusagen oder aktuellen Pläne bezüglich der Errichtung eines Taubenhauses in der Nähe des Tunnels.
Die Arbeitsgruppe Stadttaubenhilfe Ulm setzt sich jedoch weiterhin dafür ein und fordert die Stadt auf, aktiv zu werden, und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Problem der Stadttauben nachhaltig zu lösen.

Rechtliche Lage

Ein Eingriff in bestehende Gelegen ist zudem rechtswidrig denn es verstößt gegen:
Das Tierschutzgesetz
§1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben
und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder
Schäden zufügen. (siehe Anhang TSchG)

Das Bundesnaturschutzgesetz
§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen; Ermächtigung zum Erlass von
Rechtsverordnungen
(1) Es ist verboten,
1. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu
töten,
2. wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre
Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,
3. Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu
zerstören. (Siehe Anlage BNatSchG)

Die Bundesartenschutzverordnung
§ 4 Verbotene Handlungen, Verfahren und Geräte
(1) Es ist verboten, in folgender Weise wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten und der nicht
besonders geschützten Wirbeltierarten, die nicht dem Jagd- oder Fischereirecht unterliegen, nachzustellen, sie
anzulocken, zu fangen oder zu töten. (Siehe Anhang BArtSchV)

Die EG-Vogelschutzrichtlinien zum Schutz wildlebender Vogelarten:
Artikel 5: Die EU-Vogelschutzrichtlinie schreibt vor, dass die Tiere auf keinen Fall in ihrer Aufzucht gestört oder gehindert werden dürfen. Es ist unter keinen Umständen erlaubt, Eier, Nester und Küken zu entfernen. (Siehe Anhang EG-Vogelschutzrichtlinie)

Appell an die Öffentlichkeit

Wir fordern Journalisten und die breite Öffentlichkeit auf, die rechtswidrigen Handlungen zu dokumentieren und bekannt zu machen. Es ist inakzeptabel, dass bei den Baustellen Gesetze im Bezug auf den Schutz von Tieren ignoriert und gebrochen werden.
Die Stadt muss tierschutzgerecht und in Zusammenarbeit mit Tierschützern, sowie gesetzeskonform vorgehen.
Die Arbeitsgruppe Stadttaubenhilfe Ulm fordert die Stadt auf, endlich aktiv zu werden und eine nachhaltige Lösung für die Probleme mit Stadttauben in Ulm zu finden.

Für weitere Informationen und bei Rückfragen steht die Arbeitsgruppe Stadttaubenhilfe Ulm e.V. zur Verfügung.
stadttaubenhilfeulm@gmail.com ; https://www.stadttaubenulm.de ; https://linktr.ee/stadttaubenulm


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